Feldenkrais® Methode

Es gibt zwei Wege, die Methode zu unterrichten. Beide ergänzen sich wunderbar und sind gleichberechtigt.

Die Gruppenstunden heißen „Bewusstheit durch Bewegung„, kurz ATM (steht für Awareness through Movement).

Die Einzelarbeit heißt Funktionale Integration, kurz FI.

 

ATM

In einer ATM-Lektion liegen die Teilnehmer meistens am Boden und folgen meinen verbalen Bewegungsanweisungen als Lehrerin. Abwechelnd dazu stelle ich Fragen zur Wahrnehmung, die sich jeder selbst im Stillen beantwortet. Die Bewegungen sind klein und fein und gekennzeichnet durch Leichtigkeit. Anstrengung, große Bewegungen oder stereotype Wiederholungen bleiben wörtlich vor der Tür des Bewegungsraumes. Erst die kleinen, feinen Bewegungen lassen uns Unterschiede in der Bewegung wahrnehmen, wie sie organsiert ist, welche Teile meine Körpers bewegen sich mit, welche nicht. Welche Gewohnheiten liegen meinen Bewegungen zugrunde. Daraus können neue Bewegungsmuster entstehen, die uns unser Leben erleichtern. Grundlage des Spüren und Forschen in ATM´s sind häufig Bewegungen aus den Alltag. Wie wir sitzen, stehen, gehen, von der Rückenlage ins Sitzen kommen oder uns vom Stehen in die Rückenlage am Boden bewegen können der Inhalt von solchen Bewegungslektionen sein. In der Lektion selbst werden einzelne Elemente einer Bewegung erforscht und variiert, wobei bekannte und unbekannte Möglichkeiten ins Spiel gebracht werden. Es geht hier nicht um richtige oder falsche Bewegung, jeder findet selbst die effizientere und leichtere Art sich zu bewegen. Entscheidend ist, wie eine Bewegung ausgeführt wird.

 

Funktionale Integration

In diesen Einzelstunden liegen Sie in bequemer Kleidung auf einer Liege und werden von mir bewegt. Wie in den Gruppenstunden werden durch Bewegungsvariationen die Gewohnheiten und Muster erforscht und es wird nur wenig gesprochen. Über das Berühren und Bewegen entsteht eine Art Zwiegespräch zwischen unseren beiden Nervensystemen. Unser Nervensystem ist der informationsleitende Teil, um überhaupt Muskelaktivität – Bewegung – möglich zu machen. Der Befehl geht vom Gehirn über Nerven zum Muskel, dort erfolgt die Aktivität und schließlich kommt die Rückmeldung über die Nerven zurück ins Gehirn. Mein Nervensystem als Feldenkrais Lehrerin ist darin geschult, kleinste Unterschiede in den Bewegungen wahrzunehmen. Durch Anbieten von Variationen können Muster bewusst gemacht werden und neue Bewegungsmöglichkeiten gefunden werden.

Die nachfolgenden Bilder geben Einblick in das Berühen und Bewegen durch meine Hände.


Dr. Moshé Feldenkrais (1904 – 1984) ist der Begründer und Namensgeber der Feldenkrais Methode. Vor mehr als 60 Jahren ging er bereits davon aus, dass Körper und Geist untrennbar miteinander verbunden sind. In der Methode selbst sah er die Verbindung zwischen Bewegung, unserem Denken, den Sinnesempfindungen und den Emotionen als Grundlage seiner Forschungen. Er entwickelte die Methode, um diese Einheit erfahrbar zu machen. Beeinflusst wurde er von seinen Erfahrungen aus dem Judo und einer Knieverletzung.

Die Feldenkrais Methode zielt auf die gesamte persönliche Entwicklung eines Menschen ab. Ganz am Anfang steht hier die sensomotorische Entwicklung des Säuglings. Wie das Wort selbst schon beschreibt, handelt es sich bei „sensomotorisch“ um Sinnesempfindung und Bewegung. Babys berühren, halten, fühlen, schmecken, sehen, hören und riechen ihre Umgebung. Um diese Empfindungen erleben zu können, muss Bewegung dabei sein. Damit der Finger der Mutter umklammert werden kann, muss sich der Arm, die Hand bewegen. Das Kind spürt die Mutter und gleichzeitig entstehen Gefühle – eine Handlung ist entstanden. An diesem Beispiel lässt sich erkennen, dass ohne Bewegung kein Lernen möglich ist.  Durch bewegen und spüren lernt das Baby seinen Körper kennen und entwickelt ein Körperbild, dass uns ein Leben lang unterstützt und begleitet. Unser Gehirn ist dabei die Verarbeitungszentrale, es schreibt all diese Erfahrungen nieder. So entsteht unsere Selbstempfindung, unser Selbstbild. Als Erwachsene handeln wir nach diesem Körperbild, das so entstanden ist.

Dieses Körperbild ist aber veränderbar. Nicht nur im Kindesalter, sondern auch als Erwachsener. Und genau hier setzt die Feldenkrais Methode an. Durch achtsame Bewegungen und Spüren kann hier Veränderung – Lernen –  stattfinden. Dies wiederum wird Einfluss auf unser Handeln haben.

 

Ganz unterschiedliche Erfahrungen und Veränderungen in der Körperstruktur werden von Menschen beschrieben, die Feldenkrais-Lektionen erhalten. Dies geschieht sowohl in den Gruppenstunden als auch in den Einzelstunden.

Hier einige Beispiele: Der untere Rücken kann plötzlich am Boden aufliegen, eine Seite des Beckens fühlt sich voluminöser an, ein Bein fühlt sich deutlich länger an als das andere oder die Atmung nutzt mehr Bereiche im Brustkorb als vor der Lektion. Manchmal entdeckt man Teile des Skeletts, die vorher nicht wahrnehmbar waren, wie z. B. das Brustbein oder Teile der Wirbelsäule sind plötzlich ganz klar zu spüren.

 

Von Kopf …..

…..  über Hände …..

….. bis zu den Füßen reicht das Lernen durch Berührung und Bewegung.

 

Was sagt die Wissenschaft dazu?

Neurowissenschaftler wie Prof. Dr. Manfred Spitzer oder Prof. Dr. Gerald Hüther finden heute die wissenschaftlichen Basis, wie und warum die Methode funktioniert.

Trotzdem liegt noch ein langer Weg vor uns, die Feldenkrais Methode im Bereich Gesundheitsvorsorge und Prävention einer großen Anzahl an Menschen zugänglich zu machen. Momentan besteht in Österreich keine Möglichkeit, mit Krankenkassen abzurechnen. Die Kosten für Einzelstunden oder ATM´s müssen selbst getragen werden. Lediglich Zusatzversicherungen gewähren manchmal einen teilweisen Kostenersatz.